Neuentdeckung in der kosmischen Nachbarschaft

Astronomen haben ein neues Objekt entdeckt, das mit hoher Geschwindigkeit durch unser Sonnensystem rast – und vermutlich aus dem interstellaren Raum stammt. Der Himmelskörper wurde zunächst unter der Bezeichnung A11pl3Z registriert und trägt nun den offiziellen Namen 3I/Atlas. Entdeckt wurde er vom Teleskopnetzwerk ATLAS (Asteroid Terrestrial-impact Last Alert System) in Río Hurtado, Chile.

Laut Angaben der NASA konnte der Kurs des Objekts mithilfe von Daten aus verschiedenen Teleskopen bereits bis zum 14. Juni zurückverfolgt werden. Mittlerweile haben weitere Beobachtungen stattgefunden, um seine Flugbahn präzise zu berechnen.

Herkunft aus dem Sternbild Schütze

Derzeit befindet sich 3I/Atlas etwa 670 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt und nähert sich aus Richtung des Sternbilds Schütze. Die Geschwindigkeit beträgt rund 60 Kilometer pro Sekunde. Die stark exzentrische, hyperbolische Umlaufbahn lässt darauf schließen, dass es sich um ein Objekt aus dem interstellaren Raum handelt – ähnlich wie ’Oumuamua im Jahr 2017 und der Komet 2I/Borisov 2019.

Drittes interstellares Objekt innerhalb des Sonnensystems

Dr. Mark Norris von der University of Central Lancashire betont die Bedeutung der Entdeckung: „Wenn sich die interstellare Herkunft bestätigt, wäre dies erst das dritte bekannte Objekt dieser Art. Es liefert weitere Hinweise darauf, dass solche interstellaren Wanderer in unserer Galaxie womöglich keine Seltenheit sind.“

Komet oder Asteroid? Erste Hinweise auf Aktivität

Die genaue Natur des Objekts ist noch unklar. Das Minor Planet Center hat jedoch erste Anzeichen von kometarer Aktivität registriert: Eine schwache Koma und ein kurzer Schweif deuten darauf hin, dass es sich um einen Kometen handeln könnte. In diesem Fall erhält der Himmelskörper zusätzlich die Bezeichnung C/2025 N1.

Keine Gefahr für die Erde

Obwohl erste Schätzungen einen Durchmesser von bis zu 20 Kilometern vermuten lassen – größer als der Asteroid, der einst die Dinosaurier auslöschte – besteht laut NASA keinerlei Gefahr für unseren Planeten. Die geringste Annäherung an die Erde wird mit 1,6 Astronomischen Einheiten angegeben, was etwa 240 Millionen Kilometern entspricht.

Größe noch unklar – Helligkeit könnte täuschen

Colin Snodgrass von der University of Edinburgh weist darauf hin, dass die Größe möglicherweise überschätzt wurde: „Wenn man die Helligkeit zugrunde legt und typische Eigenschaften annimmt, käme man auf einen Durchmesser von 20 Kilometern – aber nur, wenn es sich tatsächlich um einen Asteroiden handelt. Die beobachtete Koma spricht dafür, dass ein großer Teil des Lichts von Staub und Gas stammt, was bedeutet, dass der feste Kern kleiner sein dürfte.“

Sichtbarkeit für Hobbyastronomen

3I/Atlas wird sich der Sonne laut aktuellen Berechnungen Ende Oktober am nächsten nähern. Schon ab August könnte er jedoch mit Teleskopen von der Erde aus sichtbar sein. Besonders wenn sich bestätigt, dass es ein Komet ist, dürfte seine Helligkeit deutlich zunehmen und ihn für Amateurastronomen leicht auffindbar machen.

Ein Blick in andere Sternsysteme

Die Wissenschaft hofft, durch solche interstellaren Objekte mehr über die Entstehung fremder Planetensysteme und sogar über die Bausteine des Lebens zu erfahren. Doch wie Dr. Norris betont, braucht es noch viel technologische Entwicklung, um diese Botschafter aus anderen Welten näher untersuchen zu können – bevor sie unser Sonnensystem wieder verlassen.